In der schönen Hansestadt Lübeck fand Anfang März die diesjährige Moodle(Mahara)Moot statt. Rund 230 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Hochschule, Schule und Unternehmen waren dabei.
Im Vorfeld der eigentlichen Konferenz diskutierten Vertreterinnen und Vertreter ausgewählter Hochschulen (u.a. auch der TU Darmstadt) und Schulen im Rahmen des Moodle „Roadmap-Workshop“ mit Moodle-Erfinder Martin Dougiamas zukünftige Entwicklungen. Zentrale Themen waren hierbei Kurslebenszyklen, Online-Prüfungen und Kurstemplates, ein Bild zu besprochenen Themen bietet der Abstimmungs-Tweet. Die wichtigsten Visionen und Verbesserungsvorschläge wurden ihm auch in Form eines gut 20seiteigen Papers mit auf den Weg gegeben.
Eröffnet wurde die Konferenz durch Prof. Granow (Geschäftsführer oncampus GmbH) und Herrn Saxe (Bürgermeister der Hansestadt Lübeck). In der folgenden Keynote „How to build a great moodle course“ erläuterte Martin Dougiamas grundlegende Aspekte, die einen didaktisch gut gestalten Kurs in einem LMS auszeichnen. Hierzu gehören aus seiner Sicht u.a., dass allen die Ziele des Kurses bewusst sind, den Lernenden regelmäßige Aufgaben und Übungen zur Überprüfung ihres Wissens gestellt werden (und nicht bloß Texte oder Skripte zum Download angeboten werden) und die Lehrenden hierzu sinnvolles Feedback geben. Zudem gab mit einigen Sätzen Einblicke in die Moodle-Roadmap. Aktuelle Entwicklungen können auch über folgende Plattform eingesehen werden: http://prototype.moodle.net/
Das Angebot an Workshops eröffnete auch dieses Jahr wieder einen breiten Einblick in verschiedenste Themen rund um Moodle und darüber hinaus, wobei die Themenvielfalt gegenüber der letzten Moot 2014 in Leipzig gefühlt abgenommen hat. Vielleicht lag dies auch daran, dass gerade die Beitrage aus den Hochschulen häufig parallel stattfanden. Hier wäre eine gewisse Entzerrung sicherlich sinnvoll gewesen. Hier ein kleiner Einblick in die Workshops, die wir besucht haben.
Frau Dr. Brockmann (Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwesen an der TU Darmstadt) stellte ihr Konzept des Einsatzes der Aktivität „Workshop“ in großen und sehr großen Lehrveranstaltungen sowohl in der Studieneingangsphase als auch im fortgeschrittenen Studium vor. Um Bonuspunkte zu erhalten, wurden die Studierenden aufgefordert, Glossarbeiträge zu vorgegebenen chemischen Themenstellungen zu verfassen und diese im Rahmen eines Peer-Reviews von Kommilitoninnen und Kommilitonen bewerten zu lassen. Nach einer ggf. notwendigen Überarbeitungsphase werden diese Beiträge in das Kursglossar eingetragen. Frau Dr. Brockmanns Erfahrungen lassen sich als durchweg positiv bezeichnen: Studierende nehmen die peer-review Methode gut an und tragen mit überwiegend konstruktiven Bewertungen und Feedback zu einem gelungenen Lehr- und Lernerlebnis bei.
Frau Baumgärtel (Projekt „Integriertes Lernen an der Hochschule Ulm“) erläuterte Möglichkeiten wie Laborversuche mit Moodle in einem Blended Learning Setting gemanagt werden können. Zum Einsatz kommen hierbei u.a. Tests und Abstimmungen in Verbindung mit „Bedingten Verfügbarkeiten“. So wird bspw. die Sicherheitsbelehrung und die hierbei notwendige Zustimmung, diese gelesen zu haben, online angeboten und abgefragt. Die erfolgte Zustimmung ist wiederum Voraussetzung, um an einer Terminwahl für die Präsenztermine teilnehmen zu können. Im nächsten Schritt werden die Laborversuche mittels Materialien, „Aufgabenabgabe“ und Online-Eingangstest vorbereitet. Zum Laborversuch zugelassen werden diejenigen Studierenden, die diesen Test mit mindestens 80% bei beliebig häufiger Wiederholbarkeit bestehen. Als Nachbereitung der Laborversuche kommen erneut Online-Tests zum Einsatz.
Auch die E-Learning Arbeitsgruppe der TU Darmstadt war mit einem Workshopbeitrag zum Thema „Moodle anpassen – Erweiterte Auswertungsmöglichkeiten“ vertreten. Klaus Steitz und Christian Hoppe erläuterten aktuelle Aktivitäten und Ideen von eigenentwickelten Analysetools für Admins/Support sowie Lehrende und Studierende. Mehr dazu demnächst in unserem Blog.
Das Hochschultreffen, welches wieder zahlreich von Vertreterinnen und Vertretern deutschsprachiger Hochschulen besucht wurde, widmete sich neben dem „Adobe Connect Plugin“ insbesondere der Frage, wie die Vernetzung der Akteure über die alljährlichen Moots und den HU-Berlin-Moodle-Kurs hinaus erweitert und institutionalisiert werden kann. Ziel ist es in 6 Monaten ein weiteres Präsenztreffen zu organisieren, an dem bestimmte Themen (wie z.B. Pluginentwicklung) stärker diskutiert werden können.
Der zweite Tag der MoodleMoot wurde eröffnet von Dr. Martin Ebner (Technische Universität Graz). In seiner Keynote „WTF is E-Learning?“ (Folien) erläuterte er grundlegende Aspekte und Herausforderungen des E-Learning Einsatzes, u.a. die rechtlichen Aspekte in Form der Urheberrechtsregelungen und welche Möglichkeiten hier OpenCulture-Initiativen, insbesondere Open Educational Resources als Alternative bieten können. Auch die MOOC-Plattform der TU Graz „imoox“ (ausgesprochen: „i moags“) wurde vorgestellt. Zum Nachdenken regte seine These an:
Wir sollten unsere Kinder für 2032 (Master-Abschluss) ausbilden – ich bin mir nicht sicher, ob wir sie jetzt überhaupt schon für 2015 ausbilden.
Im Workshop „Individuelles Lernen mit Moodle unterstützt durch das Arbeitsplaner-Plugin“ wurde von Herrn Friedsam (Pädagogisches Landesinstitut Reinland-Pfalz) das Arbeitsplaner-Plugin vorgestellt. Dieses bietet insbesondere Lehrerinnen und Lehrern vielfältige Möglichkeiten u.a. Arbeitsergebnisse ihrer Schüler einzusehen, zu korrigieren, zu bewerten und zu kommentieren. Auch können die Lernfortschritte eingesehen und entsprechende Hilfestellungen individuell eingesehen werden.
In dem Vortrag „E-Learning an der Universität Duisburg-Essen: 10 Jahre Moodle und E-Learning-Strategie“ gaben Sandrina Heinrich vom Zentrum für Informations- und Mediendienste und Anke Petschenka von der Universitätsbibliothek einen Überblick und Ausblick zur Moodle-Nutzung. Die Aktivitäten an der Uni DuE werden koordiniert durch ein „Moodle-Kompetenzzentrum“ und unterstützt durch eine knowledgebase (Media Wiki). Momentan arbeiten sie an einem Buch-Projekt, das ungefähr im Sommer erscheinen soll: „Moodle in der Praxis – Szenarien in der Hochschullehre“. Moodle ist an der Uni Duisburg-Essen auch explizit genannter Teil der E-Learning Strategie, die Ende Juli 2014 veröffentlicht wurde.
Herr Woll, bzw. seine Vertreter, stellten im Vortrag „Capira: interaktive Lernvideos“ dieses Werkzeug zum Erstellen von Layern über Videos vor. Das Video wird angehalten und es muss erst eine mit Capira erstellte Frage beantwortet werden, bevor das Video weiterläuft. Neben den bekannten Fragetypen sind auch mathematische Fragen einbindbar, z.B. Gleichungen und logische Verknüpfungen; außerdem sind auch Klickbereiche definierbar.
Die Kollegen der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Claus Usener und Tobias Reischmann präsentierten ihr Plugin „Mod_ratingallocate“, welches als Modul zur gerechten Verteilung von Gruppen/Themen dient. Mit diesem können Seminarplätze, Arbeitsgruppen, Themen etc. auf Basis der Präferenzen Studierender verteilt werden. Hierzu können den Studierenden als Bewertungsoptionen u.a. „Ja/Nein“, „Ja/Nein/Vielleicht“, Lickert-Skalen, Punkteverteilungen und Reihenfolgen angeboten werden. Ein Algorithmus (Edmond-Karps Algorithmus, Bellmann-Ford Algorithmus) übernimmt dann automatisch die Verteilung.
Insgesamt war die moot wieder eine interessante Veranstaltung, aus der vor allem der Workshop mit Martin Dougiamas heraussticht. Für das Programm hätten wir uns eine bessere Verteilung der Hochschul-Vorträge gewünscht. Das Hochschultreffen brachte als Ergebnis, sich in ca. einem halben Jahr wieder zu treffen und dann gezielt mehrere Stunden lang ergebnisorientiert Themen zu bearbeiten.
Wir danken allen Vortragenden, Organisatoren und Helfern und sind zuversichtlich, dass einige der auf der Konferenz behandelten Themen voran gebracht werden.
YouTube Playlist inkl. aller Keynotes
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