Interaktion in der geotechnischen Lehre


Gastbeitrag von Prof. Dr.-Ing. Hauke Zachert, Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften

Das im Folgenden beschriebene Projekt konnte durch das Förderprogramm „Studentische E-Learning Experten“ unterstützt werden. Dieses wiederum ist Teil des hessenweiten Projekts HessenHub – Netzwerk digitale Hochschullehre.

Wie kann die studentische Mitarbeit in Vorlesungen und Übungen intensiviert werden? Wie gelingt eine bessere Interaktion zwischen Lehrenden und Studierenden?

Vor diesen Fragen stand das Team am Institut für Geotechnik Anfang 2021 insbesondere im Kontext der rein digitalen Lehre infolge der COVID-Pandemie. Es fehlte die Präsenz in der Lehre und die Versuche, Studierende zur aktiven Mitarbeit in den digitalen Vorlesungen und Übungen zu bewegen, erreichten nur wenige. Um diesen Leitfragen nachzugehen und dabei Ansätze zu erproben, welche auch als Ergänzung in der zukünftigen Präsenzlehre zu einem positiveren Lehr- und Lernergebnis führen können, wurde das Projekt „Interaktion in der geotechnischen Lehre“ im Förderprogramm „Studentische E-Learning Expertin*innen“ beantragt. Ziel waren die Bachelormodule Geotechnik I und II (etwa 150 bis 300 Studierende der Bau- und Umweltingenieurwissenschaften) und die Mastermodule Geotechnics III und IV (etwa 70 bis 100 Studierende, vorwiegend des Bauingenieurwesens).

Wie wurde es bisher gemacht?

Die digitale Lehre am Institut für Geotechnik wurde in den Hauptkursen (Geotechnik I bis Geotechnics IV) konsequent in folgender Weise angeboten:

  1. Videoaufzeichnungen von Foliensätzen der Vorlesungen, welche wöchentlich zur Verfügung gestellt wurden. In den Videos wurden die Studierenden stets mit einigen wenigen offenen Fragen konfrontiert, welche im Video jedoch nicht beantwortet wurden.
  2. Wöchentliche live-Videosprechstunden, in welchen die Kernpunkte der Vorlesung wiederholt wurden und die Studierenden ihre Verständnisfragen stellen konnten. Über die Fragen aus den Videos sollte hierbei das Gespräch stimuliert werden.
  3. Übungsvorlesungen, ebenfalls mittels wöchentlicher Screencasts und Live-Sprechstunden.

Die Interaktion über die Live-Sprechstunden erreichte zwar zahlreiche Teilnehmende, jedoch wurden Rückfragen des Lehrenden in der Regel nur von einzelnen wenigen Studierenden beantwortet. Anders als in der Präsenzlehre konnte im digitalen Format auch schlechter auf einzelne, eher zurückhaltende Studierende eingegangen werden.

Was wollten wir ändern?

Über Echtzeit-Umfragen und serious games sollte die Interaktion mit den Studierenden in den Vorlesungen erhöht werden, eine größere Anzahl von Studierenden in die Beantwortung der Fragen eingebunden werden um damit insgesamt der Lernerfolg verbessert werden. Weitere ähnliche Tools sollten ermittelt und wenn möglich ausprobiert werden. Außerdem sollte das Format der Übung überprüft werden, da der Eindruck entstanden war, dass die Vermittlung des Lernstoffs in den Übungen nicht nachhaltig war.

Was war erfolgreich?

Die Lösungen sollten mit den an der TU Darmstadt verfügbaren Tools oder freien Angeboten umsetzbar sein. Zur Durchführung von Echtzeit-Umfragen wurden die Angebote von Mentimeter und PINGO verwendet (Hier findet sich ein Vergleich: Live-Abstimmsysteme im Vergleich – E-Learning an Hochschulen (tu-darmstadt.de)).

Aufgrund der einfachen Handhabung für Studierende und Lehrende hat sich in unserer Anwendung PINGO als Werkzeug für Echtzeit-Umfragen etabliert. Es erlaubt die Erstellung von Fragen vorab sowie spontan in der Vorlesung oder Übung. Die Antworten können nach Ablauf der Antwortzeit direkt in Form von Balkendiagrammen oder Prozentangaben angezeigt werden. Dadurch, dass die Abgabe der Antworten einfach und anonym über das Smartphone oder den Laptop möglich ist, nimmt ein Großteil der Studierenden an den Umfragen teil. Es stimuliert jeden Einzelnen / jede Einzelne zur aktiven Auseinandersetzung mit der gestellten Frage und ermöglicht den Lehrenden, auf falsche Antworten nochmal gezielt einzugehen und Verständnislücken zu erkennen und zu schließen. Insbesondere in der Präsenzlehre ist dies gut möglich, da ein fehlendes oder falsches Verständnis dort anhand der Reaktionen der Studierenden auf die korrekte Antwort sehr deutlich wird.

Einen besonders guten Eindruck hat die remote Version von PINGO hinterlassen, welche im Hintergrund auch bei laufender PowerPoint Präsentation jederzeit gestartet werden kann, ohne PowerPoint zu beenden. PINGO wird daher in der Präsenzlehre in den Hauptfächern der Geotechnik weiterhin erfolgreich eingesetzt.

Bild 1: PINGO remote mit vorbereiteten Fragen (links) oder zur Erstellung spontaner Umfragen (rechts, mit der Auswahl der Fragentypen: Single Choice, Multiple Choice, Numerisch oder Text)

Was war weniger erfolgreich?

Auch die Übungsveranstaltungen sollten eine stärkere Interaktion erzeugen. Da sämtliche Lehrmaterialien auf Moodle zur Verfügung gestellt wurden, sollte auch Moodle für die „Aktivierung“ der und Interaktion mit den Studierenden verwendet werden.

Im Rahmen des Förderprogramms wurden daher verschiedene Methoden zur Interaktion mit Studierenden ausprobiert. Über die Funktion StudentQuiz in Moodle wurden zahlreiche Fragen vorlesungs- und übungsbegleitend gestellt. Um den Spielfaktor zu erhöhen gab es ein Ranking mit den meisten richtigen Antworten. Foren, in welchen die Studierenden sich gegenseitig Fragen stellen und beantworten können und in denen die Lehrenden ebenfalls offene Fragen beantworten, gehören schon länger zum Standardangebot. Außerdem wurden in einem Semester die Übungsaufgaben stets eine Woche vor der Übungsvorlesung zur Verfügung gestellt und parallel ein Moodle Quiz angeboten, in welchem die Studierenden ihre eigene Teillösung der Aufgabe überprüfen konnten. Damit sollte eine bessere Vorbereitung auf die Übungsvorlesungen und damit eine bessere Interaktionsmöglichkeit geschaffen werden.

Leider konnten nur sehr wenige Studierende im Bachelormodul Geotechnik I dazu motiviert werden, die verschiedenen Quizformen durchzuführen. Dem hohen Aufwand zur Entwicklung der Fragen stand damit nur ein sehr begrenzter Nutzen gegenüber. Eventuell hätte die Teilnahmebereitschaft mit der Auslobung eines Vorteils/Gewinns bei erfolgreicher Teilnahme am Quiz gesteigert werden können. Dies wurde aber nicht untersucht. Als freiwilliges Angebot hat sich das Quiz damit nicht als positiv dargestellt und wird in Zukunft am Institut für Geotechnik nicht weiter verfolgt.

Wie geht es weiter?

Nach der Rückkehr in die reine Präsenzlehre im Sommersemester 2022 findet die Interaktion wieder direkt mit den Studierenden in der Vorlesung und der Übung statt. Dabei werden weiterhin die Möglichkeiten zur Echtzeit-Abfrage von PINGO genutzt. Sowohl kleine vorbereitete Wissensfragen als auch spontane Umfragen helfen so dabei, die Studierenden in der Vorlesung zum aktiven Mitmachen zu mobilisieren.

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