An der Open Access Week beteiligte sich die TU dieses Jahr zum zweiten Mal (siehe auch unsere Ankündigung), diesmal neben Workshops auch in Form einer Auftaktveranstaltung.
Eröffnet hat die Vizepräsidentin Professorin Rapp. Sie gab einen Einstieg ins Thema Open Access und berichtete über die Entstehung und Entwicklung der Open Access Week. Das Motto der Open Access Week 2017 lautet “Open in order to: ”
Neben der Idee der Offenheit und freien Verfügbarkeit sind die wesentlichen Motoren der Open Access Bewegung die in den letzten Jahren enorm gestiegenen Verlagspreise (damit auch die Zeitschriften- und Abo-Preise) und die Veröffentlichungspraxis sowie das Urheberrechtsgesetz.
Ein Meilenstein in Deutschland war bereits am 22.10.2003 die Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen (Wortlaut). Sie fordert neben freier Zugänglichkeit der wissenschaftlichen Zeitschriftenliteratur auch die Einbeziehung des kulturellen Erbes in Archiven, Bibliotheken und Museen. Die TU Darmstadt ist eine der 566 Institutionen, welche die Erklärung unterzeichnet haben.
Vizepräsidentin Rapp wird an der TU eine AG Open Access initiieren, die aus Vertretern der verschiedenen Fachbereiche, Statusgruppen und zentralen Einrichtungen bestehen soll.
Anschließend gab Professor Stäcker, seit Anfang Oktober neuer Direktor der ULB, einen 10 minütigen Impuls. Er sagte wir sollten „die Lufthoheit über eigene Wissenschaftsprodukte zurückgewinnen“ und:
“Es werden Mittel der Wissenschaft entzogen”
Dabei fielen auch die Begriffe H-Index und Impact Faktor. Der H-Index ergibt sich durch die Häufigkeit von Zitationen der Publikationen in anderen Veröffentlichungen und ist eine Kennzahl für das Ansehen eines Wissenschaftlers in Fachkreisen. Der Impact-Faktor gibt den Einfluss wissenschaftlicher Zeitschriften an und dient derem Vergleich. Er gibt an, wie häufig im Durchschnitt ein in dieser Zeitschrift veröffentlichter Artikel von anderen wissenschaftlichen Artikeln pro Jahr zitiert wird.
Für die Elektronische Erst – und Zweitveröffentlichung wissenschaftlicher Publikationen bietet die ULB TUprints an. Mit TUjournals unterstützt die ULB die Herausgabe eigener Open-Access-Zeitschriften an der TU Darmstadt. Ab 2018 wird auch ein Repositorium für Forschungsdaten von der ULB angeboten: TUdata
Dr. Stefan Schmeja von der Technischen Informationsbibliothek Hannover, kurz TIB, vertiefte in seiner ca. halbstündigen Keynote (Folien) zuvor angeschnittene Punkte und gab weitere Einblicke.
Autoren und Gutachter erhalten in der Regel keine Bezahlung. Vielmehr müssen Autoren sogar meist bezahlen, um ihre Artikel in Fachzeitschriften zu platzieren. Diese Publikationsgebühren heißen APC (Article Processing Charge). Die APC sollen die Prozesskosten des Verlags decken und treten teils auch in Form eines Druckkostenzuschusses auf.
Es gibt verschiedene Wege zu Open Access, auch bekannt als Open-Access-Strategien : Gold, green, hybrid
Beim goldenen Weg läuft die primäre Veröffentlichung über ein Open-Access-Medium, i.d.R. ein Open-Access-Verlag oder Repositorium. Der Grüne Weg ist die Parallelveröffentlichung oder Selbstarchivierung, meist auf institutionellen Repositorien. Beim hybriden Open Access wird der einzelne Artikel unter einer freien Lizenz in einer ansonsten kostenpflichtigen Zeitschrift veröffentlicht.
Dr. Schmeja stellte – auch im Hinblick auf die Review-Arbeit durch die Wissenschaftler selbst – zum Ende hin diese provokative Frage:
„Braucht man überhaupt noch Verlage?“
Die folgende Podiumsdiskussion setzte sich zusammen aus sechs Teilnehmenden: Verlagsvertreter Dr. Stefan Busch (Director of Business and Process Development, SpringerNature), Prof. Dr. Ulrike Nuber (Stem Cell and Developmental Biology), Prof. Dr. Marc Rittberger (Professor für Informationsmanagement am DIPF und an der Hochschule Darmstadt), Dr. Stefan Schmeja, Prof. Dr. Thomas Stäcker, VP Prof. Dr. Andrea Rapp
In der Runde wurde betont, dass Open-Access Veröffentlichungen (stärker) bei Berufungsverfahren u.ä. Entscheidungen berücksichtigt werden sollten. Professorin Nuber betonte, dass die Selektivität der Zeitschriften ein Qualitätsmerkmal und das Sichten sowie Filtern aus den vielen Einreichungen aufwändig ist und somit hohe Kosten verursacht.
Professor Rittberger sprach von „tradierten Benefitsystemen“ und mahnte ein Umdenken an.
Es wurde auch der Zwiespalt aufgegriffen, dass (Nachwuchs)-Wissenschaftler durch möglichst renommierte Veröffentlichungen ihre Karriere befördern möchten, dies durch Open-Access Veröffentlichungen bisher aber noch sehr schwierig ist. Dies äußerte sich auch in einer Publikumsfrage einer Doktorandin, ob sie ihre Dissertation als Open-Access oder klassisch per Verlag veröffentlichen soll, da es gängig ist, einen Verlag mit möglichst hohem Impact Faktor zu finden.
Gerald Langhanke von der ULB gab noch in die Diskussion, dass es ineffizient sei, durch die Mehrfacheinreichung in verschiedenen Verlagen die Artikel mehrfach zu reviewen.
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch ein get-together mit Messeständen zu Open-Access-Angeboten und der Gelegenheit, mit den verschieden Teilnehmern ins Gespräch zu kommen.