Digitale Selbsttests zum Abbau von Prüfungsängsten


Gastbeitrag aus der Lehrpraxis im Institut Konstruktives Gestalten und Baukonstruktion von Prof. Stefan Schäfer & Anna-Lena Fischer

 

Lehrveranstaltung ‚Grundlagen des Konstuktiven Hochbaus‘

Die vom Institut Konstruktives Gestalten und Baukonstruktion angebotene Veranstaltung ‚Grundlagen des Konstruktiven Hochbaus‘ findet als Gemeinschaftsveranstaltung in Kooperation mit dem Institut Werkstoffe im Bauwesen statt und umfasst den baukonstruktiven Vorlesungsteil. Dieser beinhaltet die Vorstellung der konstruktiven Zusammenhänge und Detaillösungen, die bei Hochbauprojekten üblicherweise anzutreffen sind. Dabei werden alle relevanten Konstruktionsgrundlagen zu den einzelnen Bauteilen eines Gebäudes (von der Gründung bis zum Dach) anhand von praxisnahen Beispielen behandelt.

Bei dem gesamten Bachelormodul handelt sich um eine Präsenzlehrveranstaltung, die jährlich im Sommersemester angeboten wird. Die Teilnehmerzahl beläuft sich auf ca. 140 – 190 Studierende. Den Abschluss des Moduls bildet eine Prüfung am Semesterende.

Die wöchentlich stattfindende Vorlesung wird durch PowerPoint-Folien und einem mit einem Beamer verbundenen Tablet PC unterstützt. Auf letzterem werden Konstruktionen anhand von Skizzen in Zusammenarbeit mit den Studierenden erarbeitet.

Die Verwaltung, Kommunikation sowie die Bereitstellung der Arbeitsmaterialien (Vorlesungsaufzeichnungen, Vorlesungsfolien, Skizzen, Selbsttests) erfolgen mit Hilfe des Learning Management Systems Moodle der TU Darmstadt.

Motivation und didaktisches Konzept

Prüfungsangst

Prüfungsangst ist eine häufige Begleiterscheinung des Studiums. Sie beschreibt eine unverhältnismäßige Angst einer Person während der Prüfungsvorbereitung und/oder in der akuten Prüfungssituation. Prüfungsängste wirken sich häufig negativ auf die Leistungsfähigkeit der Betroffenen aus. Oftmals resultieren sie auch aus der Unfähigkeit des Einzelnen, den eigenen Wissensstand realistisch einzuschätzen.

Kreuzworträtsel und Drag&Drop-Rätsel zur spielerischen Selbstüberprüfung

Um den Studierenden eine praktische Hilfestellung zu geben, wurden im Sommersemester 2015 erstmals mit Hilfe von Moodle Selbsttests zur spielerischen Selbstüberprüfung integriert.

Diese Selbsttests wurden zum Beispiel in Form von Kreuzworträtseln umgesetzt. Hierfür wird parallel zur Vorlesung ein Fragenkatalog erarbeitet, aus welchem nach Abschluss eines Themenblocks ein Rätsel konfiguriert wird. Die Anzahl der Fragen innerhalb eines Kreuzworträtsels sind auf 10 Stück beschränkt, um den zeitlichen Aufwand zur Lösung zu begrenzen. Allerdings ist innerhalb des Fragenkatalogs eine größere Anzahl von Fragen zu den einzelnen Themen hinterlegt. Da sich das Kreuzworträtsel nach jedem Versuch durch einen Studierenden neu generiert, verändern sich die Fragen zwischen den einzelnen Versuchen. So kann nur durch mehrfaches Bearbeiten des Kreuzworträtsels der komplette Fragenpool ausgeschöpft werden.

Eine weitere Art der Selbsttests sind Drag&Drop-Rätsel. Hierbei werden in der Vorlesung behandelte Konstruktionsaufbauten grafisch detailliert abgebildet. Den einzelnen Schichten müssen dann aus einer Auswahl an Begriffen die Richtigen zugeordnet werden. Auch hier wird darauf geachtet, dass sich die Rätsel zwischen den einzelnen Versuchen unterscheiden.

Die Teilnahme an den Selbsttests erfolgt anonym. Für alle Rätseltypen gilt, dass nach Abschluss eines Selbsttests nur Angaben des Bearbeiters bewertet, nicht aber die richtigen Lösungen vorgegeben werden. Dies soll dazu führen, dass sich die Studierenden ausgiebig mit dem Stoff auseinandersetzen und sich nicht die fertigen Antworten notieren. Anzumerken ist auch, dass die Rätselfragen nicht identisch mit typischen Prüfungsfragen sind, sondern nur eine thematisch spielerische Auseinandersetzung mit den Vorlesungsinhalten darstellen.

Durch gemeinsames Rätseln in der Vorlesung Studierende an Selbsttests heranführen

Veränderung des Aufmerksamkeitslevel durch Einbindung von E-Teaching Elementen

Abb. 3: Veränderung des Aufmerksamkeitslevel durch Einbindung von E-Teaching Elementen

Um die Studierenden an die Selbsttests heranzuführen, wird nach etwa der Hälfte der verfügbaren Zeit eine Vorlesung unterbrochen. Mit einer ersten Testrunde werden dann die verschiedenen Rätsel vorgestellt. Hierbei können die Studierenden aktiv teilnehmen.

Durch diese Unterbrechung im Lehrablauf wird außerdem beabsichtigt, den Studierenden die Möglichkeit zum kurzen Austausch zu geben und hierdurch das Aufmerksamkeitslevel für den folgenden Vorlesungsabschnitt anzuheben (Aktivierung der Aufmerksamkeit).

Jedes Rätsel ist daraufhin für die der Vorlesung folgende Woche zur Bearbeitung freigeschaltet. Im Anschluss an die Vorlesungszeit erhalten die Studierenden darüber hinaus die Möglichkeit, die bereits bearbeiteten Fragen aus den vergangenen Selbsttest in einem zusammenfassenden Rätsel zu wiederholen. Der bereits erwähnte Umstand, dass es sich dabei nicht um potentielle Prüfungsfragen handelt, bietet abermals die Gelegenheit zur Wiederholung und Nachbereitung der Vorlesungsinhalte.

Mehrwert durch den Einsatz von E-Learning

Änderung der Prüfungsergebnisse seit dem E-Learning Einsatz

Abb. 4: Änderung der Prüfungsergebnisse seit dem E-Learning Einsatz

Der Einsatz von E-Learning erleichtert den Studierenden den Einstieg zur frühzeitigen, selbstgesteuerten Wiederholung der Lehrinhalte. Mit Hilfe der zeitlich gesteuerten Verfügbarkeit des Angebots soll ein Lernverhalten hervorgerufen werden, welches sich langfristig durch Gedächtnistraining vor allem hinsichtlich der Prüfungsvorbereitung auszahlt. Die Studierenden fühlen sich besser vorbereitet und Zweifel an der eigenen Prüfungsfähigkeit werden abgebaut, da das Kenntnislevel spürbar ansteigt.

Diese Erweiterung der Selbstlernkompetenzen lassen sich im Anschluss dann auch auf andere Veranstaltungen anwenden und der Prüfungserfolg lässt sich steigern.

Die Selbsttests sind dahingehend ausgelegt, den Studierenden einen Mehrwert für ihr eigenes Wissensmanagement zu bieten. Für die Lehrenden ist aber auch der Austausch mit den Studierenden, der infolge des E-Learning-Angebots entsteht, von Bedeutung. Durch hervorgerufene Fragen oder inhaltliche Probleme bei der Bearbeitung der Selbsttests lassen sich gezielt Themen wiederholen oder vertiefen.

Kursaktivitäten und Feedback der Studierenden

Kursaktivität und Datenzugriffe der Studierenden

Abb. 5: Kursaktivität und Datenzugriffe der Studierenden

Moodle bietet eine Option zur Beobachtung der Kursaktivität. Hierbei lassen sich die Anzahl der Zugriffe auf die Materialien scannen. Mit Abstand am meisten Zugriffe gab es auf die einzelnen Selbsttests. Hierbei ließen sich in einer Woche sogar mehr als Eintausend Zugriffe durch die Studenten verzeichnen.

Neben der erhöhten Kursaktivität bestätigt aber auch das durchweg positive Feedback innerhalb einer Kurs-Evaluation und persönliche Rücksprachen mit den Studierenden die erfolgreiche Umsetzung des Konzepts.

Das E-Learning-Angebot des Instituts Konstruktives Gestalten und Baukonstruktion wird daher auch in Zukunft erweitert und in die Lehrveranstaltungen sinnvoll integriert werden.

 

Die E-Learning Aktivitäten in der Veranstaltung ‚Grundlagen des Konstruktiven Hochbaus‘ wurden mit Unterstützung durch das Förderprogramm Studentische E-Learning Tutoren realisiert.

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