Digitalisierung in fossiler Umgebung – Tagungsnachlese zur GMW & DeLFI 2015


Interessanter Tagungsort - teilweise im Paläontologischen Museum München

Interessanter Tagungsort – teilweise im Paläontologischen Museum München

Die alljährliche Fachtagung der GMW fand dieses Jahr gemeinsam mit der DeLFI  unter dem Stichwort INTERDIS 2015 in München statt. Das Motto lautete: „Digitale Medien und Interdisziplinarität: Herausforderungen, Erfahrungen und Perspektiven”.

Kleines Schmankerl waren dabei die fossilen Begleiter aus dem Paläontoligischen Museum München, die man täglich beim Gang zum Kaffee und den Workshopräumen bewundern konnte.

Persönliche Highlights für mich waren zwei Workshops während des Educamp-Nachmittag. Im Workshop „Angewandte Improvisation“ hieß es direkt selbst verschiedene Methoden – wie man sie vielleicht auch aus dem Improvisationstheather kennt – anzuwenden und dabei spielerisch zu erfahren wie diese beispielsweise für eine belebende Seminargestaltung eingesetzt werden könnten.
Im Workshop „Gamification“ war es interessant zu erfahren, welche Prinzipien hinter Gamification stehen und wie diese gewinnbringend für die Lehre adaptiert werden können ohne gleich direkt Spiele im Sinne von Game Based Learning einzusetzen. Gemeinsam wurde überlegt, wie diese Prinzipien ohne viel Aufwand und so niedrigschwellig wie möglich umgesetzt werden könnten.

Ebenso interessant war der Austausch im Workshop „Change Management und Organisationsentwicklung zur Verbreitung und Verankerung von E-Learning an Hochschulen“, in dem wir gemeinsam anhand des 3-Phasen-Modell von Lewin unsere diesbezüglichen Erfahrungen zusammen getragen haben. [Paper des Beitrags] Damit zusammenhängend war es ebenfalls recht informativ einige Ergebnisse aus dem Uniprise-Projekt zu erfahren, in dem u.a. das Aufgabenspektrum und die Geschäftsmodelle von E-Learning-Einrichtungen an Hochschulen untersucht werden. [Paper des Beitrags]

Tagungsbände der GMW  und DeLFI 2015 online:GMW-Beiträge

DeLFI-Beiträge

DeLFI-Workshops

Neben dem Austausch und der Sicht aufs Große Ganze ist es bei einer solchen Tagung natürlich spannend Näheres von der Umsetzung einzelner Projekte und den dabei gemachten Erfahrungen zu hören sowie von Ergebnissen aktueller Studien zu erfahren:

Vorlesungsaufzeichnungen als Beitrag zur Chancengleichheit unter den Studierenden

Aus einer aktuellen Studie der Uni Frankfurt zur Flexibilisierung des Studienalltags mit Hilfe von eLectures (Vorlesungsaufzeichnungen) wurden die Ergebnisse vorgestellt, dass sich die äußeren Lebensumstände von Studierenden im Hinblick auf Anfahrtsweg zur Uni und sonstigen Alltagskomponenten, die um die (Lern-)Zeit der Studierenden konkurrieren – wie Familie oder Job – stark unterscheiden. Diese Unterschiede sich aber nicht signifikant darauf auswirken wie der Einsatz von Vorlesungsaufzeichnungen von den Studierenden bewertet wird. Alle betrachten diese im Hinblick auf ihren Lernerfolg und die Erleichterung im Studienalltag durchschnittlich gleich gut. Unterschiede gibt es im Hinblick darauf, dass Studierende, die weit weg von der Uni wohnen und eine hohe Alltagsbelastung haben, eher ihre Besuche der Präsenzveranstaltungen reduzieren und die Aufzeichnungen als echte Alternative zur Präsenz betrachten. Damit stellen Vorlesungsaufzeichnungen einen wichtigen Beitrag zur Chancengleichheit unter den Studierenden dar, nicht nur im Hinblick auf Lerntempo, Verarbeitung des Lernstoffs und Zugriffsmöglichkeiten, sondern auch bezüglich der Kompensation struktureller Benachteiligung. [Paper des Beitrags, S. 210]

Lernen im unmittelbaren Handlungskontext mit Hilfe mobiler Endgeräte

Im Molem Projekt an der TU Darmstadt wurden neue Formen des Lernens in der Qualifizierung von Servicetechnikern im Bereich der Elektromobilität entwickelt und erprobt. Dabei ging es zum Einen darum wie Servicetechnikern in einer unmittelbaren Handlungssituation, z.B. die Wartung eines Hybrid-PKW, geholfen werden kann ihre Kenntnisse aufzufrischen, wenn dementsprechende Experten nicht greifbar unmittelbar vor Ort sind, um diese fragen zu können. Als Lösungsansatz wurde ein Question & Answer System vorgestellt, welche die Servicetechniker mittels einer App nutzen könnten, um Kontakt zu Experten zu erhalten, die vom System vorgeschlagen werden. Die Vorschläge werden anhand dokumentierter Kompetenzen der im System verzeichneten Personen generiert. Demnach ging es im Projekt auch darum wie eine implizite Kompetenzerfassung mit Hilfe des Systems innerhalb des Unternehmens erfolgen kann, um die Experten für eine bestimmte Fragestellung ohne großen Aufwand identifizieren zu können. [Paper des Beitrags, S. 95]

Elektronische Volltextklausuren im juristischen Staatsexamen

An der Universität Siegen hat die Forschergruppe Online Testen ein Prüfungssystem entwickelt und evaluiert, welches elektronische Volltextklausuren im juristischen Staatsexamen ermöglichen soll und an die Arbeitswirklichkeit von Juristen anknüpft. Demnach waren neben den üblichen Aspekten von E-Prüfungssystemen, wie Validität, Fairnessgebot und Datensicherheit, auch von Wichtigkeit, dass gängige und gewohnte Textverarbeitungsprogramme wie Word genutzt werden können und bestehende Dokumente, wie z.B. juristische Gutachten, ins System eingebunden werden können. Bei der Evaluation wurde nicht nur die Nutzerzufriedenheit im Umgang mit dem System und bezüglich der veränderten Prozessgestaltung untersucht, sondern auch wie eine ergonomische Gestaltung des Prüfungsraumes und der darin befindlichen Arbeitsplätze aussehen sollte, wenn eine mehrstündige Prüfung elektronisch durchgeführt wird. [Paper des Beitrags, S. 158]

Inverted Classroom, „2 in 1“, „FLOCK“, Online-Kurse und MOOCs als mögliche Weiterentwicklungen der digitalisierten Lehre

Prof. Dr. Jürgen Handke von der Universität Marburg hat in seinem Beitrag „Shift Learning Activities“ angeregt, welches Entwicklungspotenzial sich – insbesondere für die Gestaltung der Präsenzlehre – durch die Digitalisierung der Lehre ergibt. Er hat aufgezeigt, wie eine digitalisierte Lerneinheit aussehen kann, wie das Inverted Classroom Modell mit Hilfe eines Mastery Worksheet gestaltet sein kann und welche neuen Lehrveranstaltungsformate aus der Digitalisierung der Lehre resultieren können. Neben einfachen Online-Kursen und den bereits bekannten MOOCs hat er auch das „2 in 1“ sowie das „FLOCK“-Format aufgezeigt. Der allumfassende und wichtigste Mehrwert für Studierende ist die bessere Studierbarkeit. [Paper des Beitrags]

MobiDics: Didaktik-Toolbox für die Hosentasche

An der Universität Passau, der Technischen Universität München und der Ludwig-Maximilians-Universität München wurde gemeinsam eine Webplattform bzw. App entwickelt, die eine systematisierte Sammlung didaktischer Methoden enthält. Lehrende können sich über eine Favoritenliste ein personalisiertes Methodenrepertoire anlegen und sich durch den einfachen Zugriff auch kurz vor ihrer Lehrveranstaltung noch einmal anschauen, wie der genaue Ablauf der Methode aussieht, die sie geplant haben in der kommen Veranstaltung einzusetzen bzw. welche Materialien dafür benötigt werden.

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