Ein Gastbeitrag von Barbara Stolarczyk – ihr Projekt erhielt eine Auszeichnung im Rahmen des E-Teaching-Award 2015.
Grenzüberschreitende Kooperationen in Forschung und Lehre von denen viele Studierende und Hochschullehrende seit Jahren profitieren, können auch virtuell mithilfe neuer Medien realisiert werden. Ein Beispiel dafür liefert der deutsch-polnische E-Tandemkurs zwischen der Adam Mickiewicz-Universität Poznań und der Technischen Universität Darmstadt, der seit dem Wintersemester 2013/14 als Kooperationsseminar in Echtzeit durchgeführt wird.
Im Rahmen des Tandemprojekts werden von Studierenden im Fachbereich Angewandte Linguistik in Poznań, die Germanistik im Erstfach studieren, sowie von Studierenden am Sprachenzentrum der TU Darmstadt, die Polnisch als Fremdsprache erlernen, in gemischten deutsch-polnischen Tandems eigene Videopodcasts zu einem der Schwerpunkte des Themas „Virtueller Spaziergang durch Darmstadt und Poznań“ erstellt und präsentiert. Das Projekt wird von einer Reflexions- und Evaluationsphase begleitet, in der Bilanz über den eigenen Lernprozess und den Arbeitsprozess im Tandem gezogen wird.
Der E-Tandemkurs wurde in enger Zusammenarbeit mit Frau Prof. Sylwia Adamczak-Krysztofowicz konzipiert, die im Wintersemester 2012/13 im Rahmen ihrer KIVA-Professur an der TU Darmstadt lehrte.
Die Idee
Dem E-Tandemkurs liegen zwei Prämissen zugrunde. Zum einen ist die ein Tandemkurs, in dem deutsche Polnischlernende an der TU Darmstadt und polnische Germanistikstudierende an der Adam Mickiewicz-Universität Poznań zusammenarbeiten und dabei die Sprache des Anderen erlernen. Zum anderen ist dies ein Projektkurs. Im Rahmen des Projekts werden Videopodcasts zu einem Aspekt des Themas Virtueller Spaziergang durch Darmstadt und Posen erstellt, somit bringen sich die Tandempaare ihre Heimatstadt gegenseitig näher.
Die Lehr- und Lernziele
Zu den wichtigsten Lehr-/Lernzielen gehören:
– Förderung der kommunikativen Kompetenz der TandempartnerInnen durch die Vervollkommnung aller sprachlichen Fertigkeiten bei der gemeinsamen Bearbeitung der Projektaufgabe,
– Förderung der interkulturellen Kompetenz durch das Erweitern des landeskundlichen Wissens über das Nachbarland, Entwicklung der Empathiefähigkeit und der Fähigkeit zur Reflexion über gegenseitige Stereotype,
– Förderung der Fähigkeit zum selbstgesteuerten Lernen und zur mehrsprachigen Kooperation,
– Förderung von E-Lernen und Anwendung neuer Medien,
– Förderung der Kreativität und der Selbständigkeit der Studierenden.
Der Aufbau des E-Tandemkurses
Das Gesamtprojekt „E-Tandem“ wird in drei Phasen unterteilt:
– Vorbereitungsphase: ca. 3 Wochen, einführende Präsenzveranstaltungen, in denen allgemeine Hinweise zum Kursaufbau und zum Tandemlernen vermittelt werden. Besprechung der Kursmaterialien: Lernertagebuch und Drehbuch,
– Durchführungsphase: ca. 6 Wochen, Tandem- und Präsenzphasen, in denen Aufgaben (Recherche, Erstellung eines Drehbuchs, Videoaufnahmen und –zuschnitt) bearbeitet und Ergebnisse vorgestellt werden –Präsentation des Videopodcasts,
– Evaluationsphase: ca. 2 Wochen, Nachbereitung und Reflexion über den Lern- und Arbeitsprozess in den einzelnen Tandems sowie die Evaluation des gesamten Tandemkurses.
Bestandteile und Werkzeuge
Aufgrund der räumlichen Entfernung zwischen Poznań und Darmstadt findet der E-Tandemkurs zum einen im Präsenzunterricht an beiden Universitäten und zum anderen durch die Verwendung multimedialer Kommunikation im virtuellen Klassenraum statt. Deshalb werden folgende Medien und Werkzeuge im Kurs eingesetzt:
– Virtueller Klassenraum Adobe Connect für Online-Meetings
– Lernplattform Moodle zur Wissensorganisation
– Skype, E-Mail, Facebook, WhatsApp als Kommunikationskanäle
– Software Moviemaker und die Plattform Dailymotion zur Erstellung sowie Präsentation der erarbeiteten Ergebnisse, nämlich eines Videopodcasts.
Evaluation
Die Studierenden bewerteten den E-Tandemkurs insgesamt als sehr gelungen. Sie hoben vor allem die Innovation dieses Projektes, gute Projektkonzeption und interessante Seminarführung hervor. Die Teilnahme an dem Projekt gab den Studierenden die Möglichkeit, neue Erfahrungen zu sammeln und die gesprochene Sprache häufiger als üblich zu verwenden. Darüber hinaus bereicherte er die Studierenden um interkulturelle Erfahrungen und ermunterte zu weiterem Studieren der fremden Sprache.
Stimmen der Teilnehmer/innen:
„Nauczyłam się nowego słownictwa, miałam okazję dużo mówić w języku obcym przy jednoczesnej korekcji błędów, co jest bardzo pouczające i efektywne.” [Ich habe meinen Wortschatz erweitert und hatte die Gelegenheit, viel in der Fremdsprache zu sprechen, meine Fehler wurden verbessert, was sehr lehrreich und effektiv ist.]
„Der Unterricht hat gezeigt, dass das Fremdsprachenlernen nicht so furchtbar sein muss“ [„Zajęcia pokazały, że nauka języka nie jest taka straszna”]
„Ciągły kontakt z językiem niemieckim, duża motywacja przez konieczność ciągłej współpracy, lepsze niż standardowy pnjn.” [Durch den ständigen Kontakt mit der deutschen Sprache und die hohe Motivation aufgrund der ständigen Zusammenarbeit war der Tandemkurs viel besser als der normale Deutschunterricht]
„Jetzt weiß ich, dass ich diese Sprache liebe.” [Teraz wiem, że kocham ten język”].
Kontakt:
Barbara Stolarczyk (Sprachenzentrum)