Ein Erfahrungsbericht zum Master-Seminar “Das Hochhaus und seine Zeit” am Fachbereich Architektur von Dr. Maxi Schreiber
Nutzen des Forums
Das Forum ist eine Diskussionsplattform in Moodle, die zur Vorbereitung von Lektüre (Texte wie Artikel und einzelne Kapitel aus Sammelwerken) eingesetzt werden kann. Dabei werden Fragen in das Forum eingestellt, die das Textverständnis fördern und gleichzeitig eine fundierte Auseinandersetzung anregen. Auf diese Weise kann man im Seminar die Kenntnis des jeweiligen Textes voraussetzen und auf einer tieferen Ebene diskutieren.
Profil der Lehrveranstaltung
Ziel meiner Lehrveranstaltung “Das Hochhaus und seine Zeit” war es, den Studenten die Voraussetzungen des amerikanischen Hochhausbaus im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zu vermitteln und ihr Bewusstsein für den historischen Kontext dieser beeindruckenden Bauwerke zu schärfen. Dies geschah im Seminar auf zwei Wegen. Einerseits durch die Diskussion von Lektüretexten und andererseits durch Kurzreferate, in denen Beispielbauten vorgestellt und diskutiert wurden. Dadurch sollten die Studenten wegeweisende Bauten kennenlernen und gleichzeitig die historischen und ästhetischen Bedingungen kritisch analysieren, die den Hochhausbau ermöglichen. Zur Kenntnis des historischen Kontexts gelangt man durch das Lesen soziologischer, umwelt- und globalgeschichtlicher sowie kunsthistorischer Literatur. Deshalb gehörte die Lektüre diverser Texte dieser Disziplinen zu den Seminarbedingungen und sollte von den Studenten zu Hause vorbereitet werden. Diese Leistungen waren Bedingung für die aktive Teilnahme und damit Voraussetzung für einen erfolgreichen Abschluss des Seminars.
Vorbereitung und Aufgabenstellung
Die Lektüreaufgaben (durchschnittlich ca. 35 Seiten pro Einheit) habe ich im 14tägigen Rhythmus gestellt. Insgesamt gab es sechs Texte im Seminar zu lesen. Zu jeder Lektüreaufgabe habe ich zwei Fragen ins Forum gestellt (Abb. 1). Die erste Frage bezog sich auf das Textverständnis und fragte nach bestimmten Aspekten, die für das Seminarthema wichtig waren (z.B.: “Wie charakterisiert J. Osterhammel die moderne Stadt?”) Die zweite Frage war offener formuliert und fragte nach der Meinung des Studenten in Bezug auf eine These oder einen Zusammenhang der aus dem Text hervorging (z. B.: “Welche Aspekte an Osterhammels Charakterisierung des 19. Jahrhunderts finden Sie für unser Seminarthema relevant und warum?”)
Eine weitere Möglichkeit, Textverständnis zu fördern und den Inhalt und Gehalt eines Textes zu erinnern, war die Anfertigung eines Mindmaps oder einer Zeichnung (Abb. 2). Diese Möglichkeit kann man gut bei fremdsprachigen Texten anwenden. Dadurch wird die mitunter anstrengendere Lektüre etwas erleichtert und die Studenten können andere Methoden anwenden und haben die Chance, verschiedene Denkprozesse zu aktivieren. Die Antworten bzw. Gedanken zu den Fragen haben die Studenten im Forum gepostet. Die Deadline für die Posts lag jeweils am Tag vor dem Seminar, so dass ich die Diskussionsbeiträge vor der Sitzung lesen konnte. Ich stellte die Fragen sowie die Lektüretexte rechtzeitig in das Forum ein, damit die Studenten mindestens 14 Tage Zeit zur Vorbereitung hatten.
Die verschiedenen Forumstypen
Die Moodle-Aktivität “Forum” bietet vier Einstellungen an: “Diskussion zu einzelnem Thema”, “Frage- Antwort-Forum”, “Jede Person darf genau ein Thema anlegen”, “Standardforum” und “Standardforum in blog-ähnlicher Anzeige”. Über die einzelnen Funktionen kann man sich unter folgendem Link informieren: https://docs.moodle.org/36/de/Forum_konfigurieren. Ich nutze meistens den Forumstyp “Diskussion zu einzelnem Thema”. Hier können die Studenten ihre Beiträge posten und die Beiträge der anderen sehen und beantworten.
Diskussionsverlauf im Seminar
Die Diskussionsphase im Seminar habe ich meistens mit einem kurzen allgemeinen Feedback zu den Forumsbeiträgen eingeleitet. Daran schloss eine kurze Austauschphase an, in der sich die Studenten untereinander kurz über ihre Eindrücke zu den Texten austauschen konnten. Durch die Vorarbeit und den Austausch untereinander gelang schließlich eine anregende und lebendige Diskussion, in der wir gemeinsam neue Perspektiven auf das Seminarthema erarbeiteten. Außerdem war mir wichtig, dass ich einen Eindruck davon gewinnen konnte, wie viel Zeit die Studenten mit der Vorbereitung hatten, ob die Texte schwer waren und auch, welche Aspekte neu für sie waren und was sie bei der Lektüre gelernt haben. Die Diskussionsphase sollte methodisch abwechslungsreich gestaltet sein, so dass der erste Austausch untereinander auch in Form von Gedanken geschehen konnte, die anonym auf Flipcharts notiert wurden (Abb. 3).
Fazit
Durch die Nutzung des Forums gelang eine garantierte und fundierte Auseinandersetzung mit Lektüretexten. In der abschließenden Feedbackrunde zum Seminar wurde dieser Prozess von den Studenten zwar als arbeitsintensiv aber sehr lohnenswert beschrieben. Dabei wurden die zeichnerischen Posts bei manchen Studenten besonders geschätzt, da sie einfacher zu bewältigen waren, als die Beiträge in Schriftform. Alles in allem lohnt sich die Nutzung des Forums zur Vorbereitung von Lektüretexten auch für den Dozenten sehr, denn sie steigert sowohl die Diskussionsbeteiligung als auch die Qualität der Diskussionsbeiträge.