Das Gewinnerprojekt des E-Teaching-Award 2016 im Detail: MoodlePeers 1


Lerngruppen optimal zusammenstellen mit Moodle

Ein Gastbeitrag von Dr. Johannes Konert, Dr. Henrik Bellhäuser und Marcel Schaub – den Gewinnern des E-Teaching-Award 2016.

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Studierende und Dozenten kennen das: Am Semesteranfang sollen Gruppen gebildet werden, um gemeinsam an Projektaufgaben, Seminarvorträgen oder Übungsblättern zu arbeiten. Um die Qualität der gebildeten Gruppen weniger dem Zufall zu überlassen, wurde in den letzten 3 Jahren an der TU Darmstadt mit MoodlePeers eine weltweit einzigartige Erweiterung für optimierte Lerngruppenbildung in Moodle geschaffen.

Tragen Sie sich bitte bis Freitag in die Gruppenliste ein oder senden Sie mir eine E-Mail mit den Namen Ihrer Gruppenmitglieder“, so ähnlich lauten die Aufforderungen von Dozentinnen und Dozenten zu Kursbeginn. Nicht selten führt das zu einem erhöhten Stresspegel bei den Studierenden. Schnell die passenden Gruppenpartner finden, bevor nur noch wenig Auswahl bleibt. „Wer kann was? Mit wem verstehe ich mich gut?“ sind typische Gedanken. Das größte Problem dabei:  Die Lerngruppen werden nicht nach Kriterien gebildet, um bestmögliches Lernen für alle in der Gruppe zu ermöglichen. Auch Freundschaften sollen schon in Lerngruppen zerbrochen sein. Ebenso problematisch: Nicht alle Gruppen haben dann die gleichen (guten) Voraussetzungen, um ein passendes Ergebnis bis Kursende zu erreichen. Wenn Noten damit verbunden sind, empfinden Studierende das mitunter als unfair.

Lerngruppen fördern Schlüsselkompetenzen

Ganz auf Lerngruppen zu verzichten ist aber auch keine gute Idee. Studien zeigen, dass das Peer Learning in allen Lehr-/Lernszenarien eine sinnvolle Ergänzung ist; besonders für die Entwicklung beruflicher Schlüsselkompetenzen, wie Problemlösekompetenz und Sozialkompetenz. Und ganz nebenbei verhindern Sie auch, dass einzelne Lernende erst bei der Klausur merken, dass Sie etwas Falsches gelernt haben.

MoodlePeers bildet passende Lerngruppen per Algorithmus in Moodle

Die Lösung: Statt Zufall oder Freundschaft für die Gruppenbildung heranzuziehen, lieber optimale Lerngruppen bilden, von denen jeder Studierende etwas hat. Dazu hat sich das Projektteam MoodlePeers an der TU Darmstadt geformt, welches von den wissenschaftlichen Mitarbeitern Henrik Bellhäuser (bei Prof. Schmitz, päd. Psychologie), Johannes Konert (bei Prof. Steinmetz, Multimedia Kommunikation) und Marcel Schaub (bei Prof. Bruder, Mathematikdidaktik) gemeinsam mit der E-Learning-Arbeitsgruppe der TU Darmstadt (HRZ und HDA) gegründet wurde.

Die Unterstützung durch MoodlePeers funktioniert so: Die Dozentin oder der Dozent wählt ein Lernszenario aus und legt die gewünschte Gruppengröße fest. Auf Wunsch kann er/sie noch (Seminar)-Themen zur Auswahl angeben.

Studierende beantworten einen daraus dynamisch erstellten Fragebogen, unter Anderem zu Motivation, Vorwissen und Persönlichkeitsmerkmalen – oder sie importieren ihre Antworten aus früheren MoodlePeers Umfragen anderer Kurse. Die/der Dozent/in sieht die Antworten nicht. Studierende erhalten aber für sich selbst sofort ein grafisches Feedback, welche Eigenschaften sie im Vergleich zum restlichen Kurs und der eigenen Lerngruppe haben. Diese Rückmeldung unterstützt das eigene Rollenverständnis in der Gruppe.

MoodlePeers berechnet automatisch optimierte Kombinationen der Studierenden für die Szenarien Hausaufgabengruppen, Projektgruppen und Referatsgruppen.

Positiver Effekt wissenschaftlich nachgewiesen

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Bildquelle: flickr.com, CC BY 4.0 licenced by audiolucistore

Was bringt’s? Überprüfungen der Wirksamkeit im Rahmen der Mathematikvorkurse 2015 und 2016 zeigen, dass die optimierten Gruppen bessere Lernergebnisse erreichen, die Gruppen stärker zusammenhalten und weniger Studierende im Kursverlauf aufgeben (Drop-Out), als bei zufälliger Gruppenzuordnung. Außerdem waren die Studierenden signifikant zufriedener mit Ihrer Lerngruppe.

Je kleiner der Kurs und je besser die Studierenden sich kennen, desto eher klappt das Gruppenbilden auch ohne MoodlePeers-Unterstützung gut. Aber gerade für eine große Zahl an Teilnehmenden in ersten Semestern oder bei Online-Kursen kann nur eine programmierte Unterstützung, wie durch MoodlePeers, helfen, wirklich gleich faire und gute Lerngruppen zu bilden, damit jeder Studierende die besten Lernpartner hat.

Interesse an der Nutzung?

Wir unterstützen Sie bei der Einführung und Umstellung der Gruppenbildung mit MoodlePeers. Es würde uns sehr freuen, wenn Sie uns in einem Kurs mit vielen Teilnehmenden eine wissenschaftliche Begleitstudie erlauben würden, damit MoodlePeers mit den Erkenntnissen zukünftig weiterentwickelt werden kann.

MoodlePeers ist an der TU Darmstadt verfügbar

MoodlePeers wird aktiv als Open Source Projekt weiterentwickelt. Das Plugin steht im Moodle Verzeichnis unter https://moodle.org/plugins/mod_groupformation zur Verfügung. Es ist seit über einem Jahr im Moodle der TU Darmstadt installiert und seitdem bereits in elf weiteren Moodle-Systemen hinzugefügt worden.

Weitere Infos: http://www.moodlepeers.de


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