Der Sprung von Moodle 2.9 nach Moodle 3.0 steht in keinem Vergleich zu den großen Änderungen, die mit dem Update von 1.9 auf 2.0 anno 2010 einhergingen. 2.9 nach 3.0 ist vielmehr vergleichbar mit einem Update von 2.8 auf 2.9. Es gibt also keine grundlegenden Neuerungen, wie es meist bei Änderung der Haupversionsnummer („Major Releases“) der Fall ist. Trotzdem gibt es natürlich auch mit diesem Update neue Funktionalitäten, über die ich hier einen Überblick gebe. Lesenswert sind auch die Docs-Artikel „Neu für [Rolle]“: Teilnehmer | Trainer | Administratoren
Aktivitäten: Vier Fragetypen der Open University im core
Fangen wir mit den neuen Fragetypen an: In der Standard-Installation sind nun die drei Drag&Drop Fragetypen der Open University (OU) enthalten; an der TU hatten wir diese bereits per Zusatz-Plugin bereitgestellt. Als vierter OU-Fragetyp ist nun auch der „Lückentext (OU)“ im Standard enthalten. Damit können per Drop-down Auswahl fehlende Wörter in einem Lückentext ergänzt werden. Die drei Drag and Drop Fragetypen heißen „Drag&Drop auf Text“, „Drag&Drop auf Bild“ und „Drag&Drop Markierungen“. Auf Text: Textbausteine in einen Lückentext ziehen; auf Bild: Textbausteine oder kleine Bilder in einen Zielbereich eines Hintergrundbildes ziehen; Markierungen: Textbausteine an vordefinierte Stellen in ein Hintergrundbild ziehen. Die Zielbereiche werden bei „Markierungen“ im Gegensatz zu „Drag&Drop auf Bild“ nicht mit einem Kästchen eingerahmt. Die Teilnehmer müssen selbst wissen, an welche Stellen die Antwortmöglichkeiten gezogen werden sollen.
Aktivitäten: Gegenseitige Beurteilung (ehemals Workshop)
Die Aktivität „Workshop“ heißt nun im deutschen Standard „Gegenseitige Beurteilung“. Das Icon bleibt unverändert und auch inhaltlich gibt es nur eine kleine Neuerung: In der Einreichungsphase haben Lehrende jetzt eine Übersicht des Abgabestatus der Teilnehmer, filterbar nach Einreichungszeitpunkt.
Aktivitäten: Datenbank
Die Datenbank ist eine sehr mächtige und oft unterschätzte Moodle-Aktivität. Die bekannteste Anwendung ist die Verwendung als Upload-Möglichkeiten für Kursteilnehmer, unabhängig von diesbezüglich eingeschränkteren Aktivitäten wie z.B. „Aufgabe“ (an der TU haben wir dazu die globale Datenbank-Vorlage „Studierenden-Upload“). Wenn für Einträge „Freigabe erforderlich“ eingestellt ist, werden jetzt noch nicht freigegebene Einträge in der Liste aller Einträge farblich hervorgehoben. Zudem kann mit der neuen Einstellung „Änderung von freigegebenen Einträgen erlauben“ mittels „Nein“ die nachträgliche Veränderung unterbunden werden.
Inhaltsbearbeitung: Kursabschnitte verwalten, Tabellen formatieren, Gleichungseditor und Dateien
Kursabschnitte verwalten: Ähnlich wie es bereits bei den Aktivitäten und Materialien im Kurs geschehen ist, werden nun auch die Bearbeitungselemente der Kursabschnitte in einem „Bearbeiten“-Drop-down zusammengefasst. Das bisher links unterm Abschnittsnamen befindliche Zahnrad-Icon zum „Bearbeiten“ des Abschnitts sowie die rechts gelegenen Icons Glühbirne zum „Hervorheben“ des Abschnitts als aktuell (nur im Wochenformat), Auge zum „Abschnitt verbergen“ und X zum „Abschnitt löschen“ sind nun in diesem auf Höhe des Abschnittsnamens rechtsbündig angeordneten „Bearbeiten“-Drop-down zu finden. Vorteil: Vereinheitlichung der Benutzerführung und ggf. Verbesserung der Touch-Bedienung, Nachteil: Ein Klick mehr für besagte Funktionen, da zuerst per Klick auf „Bearbeiten“ das Drop-down geöffnet werden muss.
Administratoren können drei neue Tabelleneinstellungen im Atto-Editor erlauben: Rahmenanpassung, Hintergrundfarbe und Breite. Damit können jetzt visuell verschiedenste Tabellenformatierungen vorgenommen werden, ohne aufwändig den Quelltext bearbeiten zu müssen.
Im Gleichungseditor stehen im Tab „Erweitert“ neue Elemente zur Auswahl: Wurzelzeichen, Brüche und Vektoren.
Für bereitgestellte Dateien kann nun neben Dateityp und Dateigröße dank der Uni Ulm auch das Datum des Hochladens bzw. die letzte Änderung auf der Kursseite angezeigt werden.
Kursverwaltung: Gastschlüssel, Setup für Bewertungen und Schlagwörter
Der Gastschlüssel wird jetzt nicht mehr in den Kurseinstellungen, sondern in den Einschreibemethoden unter „Nutzer/innen“ eingestellt. Einhergehend damit kann der Gastzugang konsequenter Weise auch nur noch unter Einschreibemethoden hinzugefügt werden.
Neuer Menüpunkt „Setup für Bewertungen“ unter „Kurs-Administration“: Springt direkt zum Untermenü „Einstellungen: Kategorien und Einträge“ der Bewertungsverwaltung.
Die Möglichkeiten zur Nutzung von Schlagwörtern (Tagging) wurden erweitert und als letzter Punkt in die Kurseinstellungen aufgenommen.
Für Administratoren: Dashboard und Nutzerprofil zurücksetzen, Aktualisierung von Plugins, Aktualisierungsschlüssel und PHP 7 Unterstützung
Dashboard und Nutzerprofil können nun auf den jeweiligen Seiten für alle Nutzer zurückgesetzt werden: Standardmäßiges Dashboard (/my/indexsys.php) und Standardmäßige Profilseite (/user/profilesys.php).
Die Aktualisierungsseite von Plugins, die Änderungen der Datenbank anstößt, wurde verbessert und übersichtlicher gestaltet. Nun können mehrere Plugins und Abhängigkeiten gleichzeitig installiert werden.
Während des Aktualisierungsvorgangs kann theoretisch jede anonyme Person die Admin-Seite der Moodle-Installation aufrufen und sensible Informationen einsehen. Zum Schutz vor unberechtigtem Zugriff kann nun ein Aktualisierungsschlüssel in die config.php eingetragen werden.
Mit der Moodle-Version 3.0.1 wurde die PHP 7 Kombatibilität implementiert. Im Vergleich zum Vorgänger PHP 5 soll das im Dezember veröffentlichte PHP 7 deutlich schneller und ressourcenschonender sein.
Das Moodle HQ hat wieder eine Playlist mit zehn YouTube-Videos der „Release Highlights“ in Moodle 3.0 bereitgestellt: