Gastbeitrag aus der Lehrpraxis zum Projekt “SPS 1 – Videounterstützung” von Tobias Reeg & Christoph Klüh
Im Zuge des gymnasialen Lehramtsstudiums sind die Schulpraktischen Studien (1+2) ein Pflichtmodul. Im Modul SPS 1 geht es vor allem um einen studienberatenden Aspekt, d. h. die Berufswahl soll hinterfragt und reflektiert, ein erster Perspektivenwechsel vorbereitet werden. Das fünfwöchige Praktikum an einer Schule wird eingerahmt von einem Vorbereitungs- und Auswertungsseminar.
Im Zuge unseres Projekts “SPS 1 – Videounterstützung” sollen den Teilnehmer/innen durch das Einbinden von Videosequenzen neue Möglichkeiten gegeben werden.
Ziele der Videounterstützung
Insbesondere für das Nachbereitungsseminar soll den Studierenden künftig Videomaterial für die Sitzungsgestaltung bereitgestellt werden.
Konzeptionell wurde in der Vergangenheit in den Auswertungsseminaren immer so gearbeitet, dass die Studierenden Präsentationen zu Hospitations-Schwerpunktthemen hielten, die sie während ihres Praktikums vertieft hatten und nun noch einmal wissenschaftlich aufbereiten sollten. In dem Videomaterial, welches in unserem Projekt erstellt wird, werden echte Situationen zu den entsprechenden Themen in einer (oder ggf. mehreren) Kooperationsklasse(n) gezeigt.
Dies dient zum einen dazu, den Studierenden Diskussionsgrundlage für Gespräche im Plenum des Seminars zu geben sowie Orientierungshilfen für die Aufbereitung des jeweiligen Themas darzustellen. Im Fokus soll dabei die Praxisnähe stehen und den Schulpraktischen Studien 1 als „Berufspraktikum“ mehr Profil verleihen. Außerdem gewinnt die Lehre in SPS 1 an Qualität, da sich die Szenen auch im geplanten E-Portfolio (Mahara) unterbringen lassen. Somit kann sich in der Portfolioarbeit direkt auf einzelne Szenen berufen werden. Dergestalt erweitern die online verfügbaren Materialien die Qualität der Schulpraktischen Studien 1 sogar noch in Bezug auf ein E-Learning-Angebot (siehe „Erweiterbarkeit“).
Die Szenen lassen sich in jedem Semester (vorerst aus Datenschutzgründen auf vier Semester beschränkt) wieder verwenden und sorgen neben einem enormen Gewinn an Praxiseindrücken auch für einen Austausch mit einer in der Praxis stehenden Lehrkraft, die über die allgemeinpädagogische Arbeit berichten kann.
Ablauf des Projektes
Die Kooperationsklassen sollen über einen längeren Zeitraum filmisch begleitet werden, sodass zwischen den Schülerinnen und Schülern, der Lehrkraft und dem Filmenden ein Vertrauensverhältnis entsteht und der Unterricht weitestgehend normal abläuft. So ist das Entstehen natürlicher Unterrichtssituationen weiterhin gegeben. Diese Unterrichtssituationen sollen später entsprechend der Schwerpunktthemen kategorisiert und eingekürzt werden. Gegebenenfalls bietet sich hierbei eine schriftliche Fixierung des Geschehenen zusätzlich an.
Ziel ist es, dass eine oder mehrere Klassen jede Woche regelmäßig in einer Doppelstunde aufgezeichnet werden. Zusätzlich zu dem Erlebten in den Klassen sollen andere Themenschwerpunkte wie beispielsweise „Belastungen im Lehrerberuf“ durch Lehrerinterviews ergänzt werden, welche einen tieferen Einblick in den Berufsalltag gewährleisten können und somit den berufsvorbereitenden Aspekt der Schulpraktischen Studien 1 weiter fördern. Die Videosequenzen sollen so eine praxisnahe und handlungsorientierte Lernumgebung mit Beispielen aus dem realen Schulalltag schaffen, die über die Theorie hinausgeht.
Besonderheiten des Projektes
Die Besonderheit des Projektes liegt in dessen pädagogischer Ausrichtung. Die herausgearbeiteten Sequenzen haben ausschließlich allgemeinpädagogische Schwerpunkte und stellen somit eine andere Ausrichtung als bereits existierendes Videomaterial dar, welches fast ausschließlich fachdidaktische Schwerpunkte setzt.
Erweiterbarkeit
Denkbar wäre auch der Einsatz des Videomaterials bereits im Vorbereitungsseminar und eine daraus erwachsende E-Learning-Einheit, in welcher von den Studierenden selbst eine konkrete, umfangreichere Hospitationsaufgabe für das folgende Schulpraktikum entwickelt wird. Oftmals benötigen die Studierenden in der eigentlichen Praxisphase einige Tage, bis sie sich in schulische Abläufe und die Herangehensweise an eine Hospitation eingefunden haben. So könnte eine aufgezeichnete, exemplarische Unterrichtsstunde schon im Vorfeld als „E-Hospitation“ (jedoch unter allgemeinpädagogischen Gesichtspunkten, s. o.) fungieren und im Folgenden die Entwicklung einer geeigneten schulischen Hospitationsaufgabe während des Vorbereitungsseminars initiieren. Zunächst einmal könnten sich die Studierenden aber schon einmal im Hospitieren „üben“, einen eigenen Schwerpunkt legen und eine Stunde im Seminarverlauf vorab sozusagen „digital hospitieren“ und beispielsweise auch das Anlegen von Beobachtungsbögen oder Verlaufsskizzen einüben. Dies stellt zum ersten Mal eine Übungsmöglichkeit für das Praktikum dar, ist eine hervorragende Grundlage für die dann im nächsten Schritt folgende eigene Unterrichtsplanung und kann im Seminar selbst als Grundlage dienen um aufzuzeigen, dass Hospitationen jeweils mit anderen Schwerpunkten andere Ergebnisse aufzeigen können.
Das Projekt “SPS 1 – Videounterstützung” wird mit Unterstützung durch das Förderprogramm Studentische E-Learning Tutoren realisiert.